MATTHIAS GÖSSLING: EINDRÜCKE VOM KATHOLIKENTAG IN STUTTGART 2022

„Ich bin beim Kirchentag in Stuttgart.“ So hörte ich es immer wieder. Gemeint war der 102. Deutsche Katholikentag, der vom 25. bis 29. Mai in Stuttgart stattfand. Es stimmte: Vieles erinnerte an den Evangelischen Kirchentag vor 7 Jahren an gleicher Stelle: Große Gottesdienste. Viele Veranstaltungen mit mehr oder weniger bekannten Theologinnen und Theologen und auch Politikern und Politikerinnen in der Stadt. Foren, auf denen über aktuelle Fragen und Probleme diskutiert wurde. Gesprächsgruppen in umgewidmeten Schulklassenräumen. Menschen in der Stadt, die eindeutig „zuzuordnen“ waren, denn um den Hals trugen sie orangene (2015: rote) Tücher mit dem Motto der Tage: Leben. Teilen. Natürlich war alles kleiner als beim DEKT, nur knapp 30.000 Teilnehmende wurden gezählt.

Was schöner war als 2015: Wir Berneuchener hatten zwar nicht die Möglichkeit, wie auf „unserem“ Kirchentag jeden Morgen um 8 Uhr eine Messe zu feiern, sondern nur am Freitag, aber man hatte uns nicht wie 2015 die Alte Reithalle zur Verfügung gestellt, sondern wir durften in der wunderschönen Leonhardskirche feiern. Und: Jürgen Renner (EMB) hatte es geschafft, den Kurator der Evangelischen Michaelsbruderschaft, Landesbischof Dr. Frank Otfried July – kurz vor seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst in Württemberg –, als Prediger zu gewinnen. Auch wenn die Kirche weitaus mehr Gottesdienstteilnehmenden Platz geboten hätte, dieser Gottesdienst war etwas sehr Besonderes; es war wunderschön, dass aus allen Berneuchener Gemeinschaften Austeilende für das Heilige Mahl rechtzeitig vor Ort waren, denen nicht viel erklärt werden musste und die vor und nach dem Gottesdienst mit anfassten, um vorzubereiten und nachher aufzuräumen und abzuwaschen – herzlichen Dank an alle! Besonders war auch, dass Ordensleute unter den Gottesdienstbesuchern waren, die fast alle an der Kommunion teilnahmen (und uns später auch noch ansprachen und mit uns ins Gespräch kamen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede).

Besonders war die „Ausweitung“ des württembergischen Prädikatendienstes unserer GSM-Vikarin Inke Kutzbach durch Gebet und Handauflegung des Bischofs für den Dienst an Wort und Sakrament im Berneuchener „Kontext“, wo auch immer diese Messen stattfinden. Der Gottesdienst war insgesamt etwas Neues, denn solch eine Mitwirkung beim Katholikentag gab es zum ersten Mal. Etwas profitierten wir dabei vom Live-Ausfall des ökumenischen Kirchentages in Frankfurt; von dort wurde zum Beispiel auch das geplante ökumenische Kloster – natürlich angepasst – nach Stuttgart verschoben. Im Berufsschulzentrum an der Rosenbergstraße traf man viele Bekannte, die auch bei den letzten evangelischen Kirchentagen dabei waren und die sich aktiv einbrachten: aus den evangelischen Kommunitäten und Gemeinschaften, so auch aus den Berneuchener Gemeinschaften, und – für uns neu –aus katholischen Orden. Es war ein sehr engagiertes, lebendiges Miteinander: beim Mittagsgebet im Freien – in uns Berneuchenern sehr vertrauten Formen, im „Refektorium“ oder im „Kapitelsaal“ oder im „Kreuzgang“ mit Bannern aus vielen Gemeinschaften und Orden, jeweils mit einem charakteristischen Satz oder Wort gekennzeichnet, in Kojen und Zelten auf dem Freigelände. Margret Häßler vom Berneuchener Dienst hatte wieder Segensstationen zur persönlichen Segnung organisiert, die – ökumenisch besetzt – nach dem Mittagsgebet angeboten wurden. Bei den Ständen in der Stadt konnte man u.a. auch Eberhard Proissl finden, der den Stand von ACAT mit betreute.

Beim Schlussgottesdienst wurde nicht nur zum nächsten Katholikentag in Erfurt eingeladen, sondern auch zum nächsten evangelischen Kirchentag in Nürnberg (07.-11.06.2023). Sowohl in Nürnberg als auch in Erfurt wird es ökumenisch zugehen – wie beim diesjährigen „Kirchentag in Stuttgart“. Anderes kann ich mir nicht vorstellen.
Matthias Gössling

Auf dem Bild Landesbischof July und Inke Kutzbach mit ihrer Berufungsurkunde.

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