Als Gemeinschaft Sankt Michael wollen wir ein Stein im Bau der Kirche sein, indem wir beten, auf die Weisung der Bibel für unser alltägliches Leben hören und so oft wie möglich die Eucharistie feiern. Wir üben uns als Konvent wie als einzelne Glieder unserer Gemeinschaft in Gastfreundschaft und Offenheit für andere.
Wir wollen einander zu einem geistlichen Leben verhelfen, das sich nicht nur hier und da oder zu bestimmten Zeiten, sondern beständig verwirklichen lässt.
Darum dienen unsere Treffen der Einübung in ein Leben, welches vom Vertrauen auf Gottes Nähe getragen ist. Wir erfahren diese Nähe im Wort, im Sakrament und in der Begegnung mit anderen.
Wir sind gewiss, dadurch auch Anregungen und Hilfen für einen vertieften und auskunftsfähigen eigenen Glauben und für die Mitarbeit in unseren jeweiligen Ortsgemeinden zu bekommen.
Wir möchten dabei helfen, das Wirken der Kirche in der Welt als Frucht des Glaubens und den Glauben als Impuls für ein verantwortliches Leben in der Welt zu begreifen.
Gäste sind in der Gemeinschaft willkommen. Sie sind eingeladen, am geistlichen Leben teilzunehmen und die Geschwister kennen zu lernen. Wir verbinden damit die Hoffnung, weitergeben zu können, was wir an geistlicher Nahrung und Lebensfreude gefunden haben. Fragen und Beiträge der Gäste suchen wir als Anregung für unser Leben in der Gemeinschaft zu verstehen und aufzunehmen.
Freundinnen und Freunde werden in die Gemeinschaft aufgenommen, indem sie versprechen, nach deren Ordnung zu leben. Sie arbeiten an den Treffen und Vorhaben verantwortlich mit und begleiten mit ihrem Rat die Entscheidungen über den Weg der Gemeinschaft.
Schwestern und Brüder gehören der „Gemeinschaft Sankt Michael” im juristischen Sinne – d.h. mit allen Rechten und Pflichten – an. Für die Entscheidung über Aufnahmeanträge oder andere Personalfragen und für das Gespräch über vertrauliche, einzelne Brüder und Schwestern betreffende Fragen kommen die Geschwister zu geschlossenen Konventen (Geschwisterkreis) zusammen.
Jedes Mitglied der Gemeinschaft St. Michael bekommt bei der Aufnahme in die Gemeinschaft dieses Zeichen verliehen.
Entworfen wurde es 1932 von dem Hamburger Architekten und Stifterbruder Gerhard Langmaack (1889-1986). Das Zeichen weist, so Langmaack, auf die “Haltung offener Bereitschaft vor dem Altar, von dem Speise und Trank gereicht werden” hin. Die Brüder (sc. Geschwister der Gemeinschaft) sind ein “Kreis derer, die geöffnet und bereit sind für Wiedergeburt und Wandlung, für Erneuerung und Heiligung ihres Lebens. So geben sie sich grüßend die Hände, so reichen sie einander die Gaben des Altares, so stehen sie betend im Raum, ein Kreis, zum Altar hin geöffnet. Ein unvollendeter, hier auf Erden notwendig unvollendet bleibender Kreis. Das Kreuz erst schließt ihn, und die Botschaft des Kreuzes, die eingehen will in die irdische Gemeinschaft, bindet den Kreis …”
einz Grosch sieht in dem geöffneten Kreis auch ein Symbol für den Glauben: “… hier ist der hoffende Glaube die Schale, in der Gerechtigkeit keimt, Gerechtigkeit für alle, die im Unheil sind (Jes 45,8), hier wird er begriffen als Gefäß einer Liebe, die Frieden auf Erden ansagt (Lk 2,14) und die ‘aller Kreatur’ gilt (Mk 16,15)” Gestalt dieser Liebe ist das Kreuz, das “jedoch nicht nur vom Scheitern und Tod” redet, sondern auch “von dem, der dem Gekreuzigten seine Hände entgegenstreckt (Lk 23,46). Es redet von dem, der seine Arme ausbreitet über die sehnsüchtig hoffende – oder schon nicht mehr hoffende – Welt. Es redet von dem, der das tote Holz zum Leben erwecken kann”.
(Wegmarkierungen, S.16-20)
Pfarrer Matthias Gössling
Weißdornstraße 21
72108 Rottenburg
Tel. 07472 9319668